Mainz 05 soll nicht um Geld betteln, sondern den Arsch bewegen – Interview mit BVB-Marketingchef Carsten Cramer


Borussia Dortmund entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Topklub des europäischen Fußballs. Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell und im Bereich des Marketings ist der BVB mittlerweile Top aufgestellt. Einen großen Anteil daran mag auch BVB-Marketingchef Carsten Cramer haben. Der 51-Jährige ist bereits seit 2010 bei Borussia Dortmund angestellt und wurde 2018 in die Geschäftsführung befördert. Nun äußert sich Cramer in einem Interview mit der Sport Bild, zur aktuellen Situation von Borussia Dortmund.

Der BVB hat ab der neuen Saison einen neuen Hauptsponsor. In der Bundesliga wird ab Sommer 2020 das 1&1 Logo auf den Trikots der Borussen zu sehen sein. Viele Fans hatten daher befürchtet, dass ein Blau-Weißes-Logo auf den neuen BVB-Trikots zu sehen sein wird. Carsten Cramer kann den BVB-Fans nun diese Angst nehmen. „Es gibt verschiedene Variationen, mit denen wir uns gemeinsam mit 1&1 befassen. Schwarz-Weiß ist keine Bestimmung, möglich ist auch nur Schwarz – das hängt von der Trikotfarbe ab. Ich kann aber sicher versprechen, dass die Farbe Blau nicht auf unseren Trikots auftauchen wird“, erklärte der BVB-Marketingchef.

Der BVB steht für Innovationen

Borussia Dortmund ist somit der erste Klub mit zwei verschiedenen Trikotsponsoren. Das sei aber keine Taktik um langfristig mit dem FC Bayern München mithalten zu können. „Wir treffen keine Entscheidungen, um mit anderen Klubs zu konkurrieren, sondern um selbst besser zu werden. Mit dieser Lösung ist es uns gelungen, die Einnahmen im Sponsoring zu steigern und unseren langjährigen Partner Evonik, der weiter in allen Pokalwettbewerben unser Trikot ziert, weiter an uns zu binden.“

Bei Erling Haaland freut sich der BVB-Marketingchef mehr über seine Tore, als über die Stahlkraft des Norwegers. „Mit denen hilft er uns am meisten. Darüber hinaus gibt er aber allen auch das Gefühl, dass er richtig Bock hat, Schwarz-Gelb zu tragen. Erling hat sich dem Verein in sehr kurzer Zeit schon mit Haut und Haaren verschrieben. Das spüren die Menschen.“

Dennoch sei auch die Emotionalität des Norwegers ein wahrer Gewinn für die Borussen. „Erling kann Herzen öffnen und Menschen begeistern. Er verkörpert den BVB mit Emotionalität und Leidenschaft – genau so, wie unsere Fans es tun. Auch deshalb haben ihn unsere Fans so schnell in ihre Herzen geschlossen, nicht nur wegen seiner Tore. Erling passt zu uns wie Arsch auf Eimer!“

Bei der neuen TV-Rechtevergabe sollten unbedingt die Fans beachtet werden. „Es hilft niemandem, jetzt Forderungen aufzustellen. Dieses Thema ist bei Christian Seifert in sehr guten Händen. Viel wichtiger ist, dass wir Vereine die Bundesliga für Rechtenehmer attraktiv halten bzw. sie noch attraktiver machen. Sie bringen uns schließlich in die Wohnzimmer und in viele Fan-Herzen. Der Fußball muss für alle erreichbar sein. Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass die Rechteinhaber wichtige Partner sind und ihnen dementsprechend Inhalte anbieten, mit denen sie Mehrwert erzeugen können – national wie international.“

Mainz 05 soll nicht rumheulen

Der kaufmännische Vorstand des FSV Mainz 05 Dr. Jan Lehmann hatte kürzlich gefordert, dass die Verteilung der TV-Gelder neu strukturiert werden muss, um kleinere Vereine mehr zu unterstützen. Carsten Cramer hält wenig von dieser Forderung und stempelt sie als dreist ab. „Ich finde es wichtig und gerecht, das Verursacher-Prinzip mehr wertzuschätzen und würde mir wünschen, dass manche Klubs zuallererst ihre eigenen Potenziale optimieren, statt die Hände aufzuhalten. Wir sollten uns nicht um die Verteilung streiten, sondern die Verdienste bestimmter Vereine anerkennen. Würde ich mich – um ein Beispiel zu nennen – in der Situation von Dr. Jan Lehmann befinden, und mein Stadion wäre aktuell selten prall gefüllt, dann läge mein Hauptaugenmerk genau darauf. Und eben nicht darauf, Geld aus einem Topf zu fordern, in den ich selbst nur wenig investiert habe“, erklärte der BVB-Marketingchef fast schon wütend.

Abschließend unterstrich Cramer noch einmal, dass er die aktuelle Aufteilung der TV-Gelder für gerecht hält. „Wir betreiben für unsere Wahrnehmung einen enormen Aufwand. Natürlich reisen wir in erster Linie für Borussia Dortmund nach Asien oder in die USA. Davon profitiert aber die komplette Bundesliga, ebenso wie von sämtlichen Marketing- und Media-Aktivitäten, die wir vor Ort absolvieren. Es ist aus meiner Sicht wichtig anzuerkennen, dass Bayern München und wir als Lokomotive fungieren. Wenn man dieser Lokomotive aber ständig Bäume auf die Gleise wirft, dann fährt sie irgendwann langsamer. Um im Bild zu bleiben: Wir alle sollten schon etwas weiter denken als nur bis zur nächsten Haltestelle.“

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Fabian Budde

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